Neue Potenziale für Robotik in der Landwirtschaft
29. November 2024

Staatssekretär Gert Zender besucht die Wimex Gruppe – Fachlicher Austausch über Chancen und Risiken von Automatisierung im Gemüseanbau

BAASDORF/KÖTHEN. Digitalisierung und Automatisierung schaffen ständig neue Potenziale in allen Branchen – so auch in der Landwirtschaft. „Es ist dabei aber ratsam, jede technische Neuerung aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und sich über die zu erwartenden Vor- und Nachteile auszutauschen“, betont Michael Tepfer, Leiter Strategische Unternehmensentwicklung bei der Wimex Gruppe. Deshalb hat das Unternehmen am Mittwoch (27.11.) an seinem Sitz in Baasdorf zu einer fachlichen Diskussion über die Einsatzmöglichkeiten von autonomen Robotern in der Landwirtschaft eingeladen. Teilnehmer des Gesprächs waren Gert Zender, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Falko Holz, Präsident der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (LLG), Christian Wolff, Dezernatsleitung / Leitung des amtlichen Pflanzenschutzdienstes und Andreas Rößler, Dezernent des Landkreises Anhalt-Bitterfeld. Im Zentrum der Diskussion stand das Thema „Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln mittels Agrarrobotern“.

Abwägung der verschiedenen Interessen

Das Agrarunternehmen Bördegarten, eine Tochterfirma der Wimex Gruppe, baut vor den Toren Köthens als einer der großen regionalen Produzenten Gemüse an. Dabei kommen seit 2022 auch die beiden Roboter des Unternehmens zum Einsatz. Der AgBot kümmert sich um die Vorbereitung des Bodens, der Robotti sorgt für das optimale Wachstum der Gemüsepflanzen auf dem Feld.

Staatssekretär Gert Zender zieht ein positives Fazit seines Besuchs: „Der Austausch mit den Verantwortlichen war sehr aufschlussreich. Ich konnte viele Impulse mitnehmen, Wimex hat einige spannende Ideen für die Zukunft der Landwirtschaft. Smart Farming-Projekte haben das Potenzial, Effizienz, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Agrarbranche zu fördern. Die Chancen des digitalen Wandels sollten genutzt und der Zugang zu innovativen Techniken zukünftig erleichtert werden.“ Prof. Dr. Falko Holz ergänzt: „Wir werden die Vorschläge von Wimex in der LLG genau prüfen und die Projektgruppe bei der Umsetzung eng begleiten.“

Einschränkung durch das Pflanzenschutzgesetz

Im Moment erlaubt das Gesetz zum Schutz der Kulturpflanzen (Pflanzenschutzgesetz) das maschinelle Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln nur mit sachkundigen Personen. Für die Verantwortlichen der Wimex Gruppe ist diese Lösung nicht mehr zeitgemäß. Lutz Rüger, Geschäftsführer bei Bördegarten, erklärt: „Unser Robotti ist mithilfe von künstlicher Intelligenz in der Lage, das Pflanzenschutzmittel sehr genau und damit äußerst effizient auszubringen. Wenn der Roboter die Arbeit verrichtet, brauchen wir deshalb weniger Pflanzenschutzmittel und Dünger und entlasten damit die Umwelt und Böden.“ Der Roboter böte noch weitere Vorteile: So könne er theoretisch rund um die Uhr arbeiten und eine größere Fläche betreuen, was eine bessere Auslastung der vorhandenen Fläche bedeute. Die Wimex Gruppe möchte ihre Roboter noch flexibler einsetzen und hofft auf eine Änderung des Pflanzenschutzgesetzes. „Selbstverständlich ist die Sicherheit von Menschen, Tieren und Umwelt der wichtigste Aspekt“, betont Lutz Rüger. Er ergänzt: „Daher ist es auch unser größtes Anliegen, dass der Einsatz von Robotik alle geltenden Sicherheitsstandards einhält.“

Robotik ist Hebel gegen den Fachkräftemangel

Zudem bekommt auch die Wimex Gruppe aktuell den Fachkräftemangel stark zu spüren. Frank Wiedenroth, Leiter der Business Unit Smart Farming, berichtet: „Es ist im Moment schwierig, erfahrenes Personal für die vielfältigen Arbeiten in der Landwirtschaft zu gewinnen. Wenn wir die Roboter weiträumiger einsetzen dürfen, können wir die vorhandenen personellen Ressourcen besser einsetzen und damit die Versorgung der Bevölkerung mit Gemüse und Obst aus der Region sicherstellen.“ Auf dem Feld erledigen die Roboter Aufgaben, die sonst viel körperliche Arbeit erfordern würden. Ein breiterer Einsatz ist also für das Agrarunternehmen auch eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Zwei Roboter für zwei Einsatzbereiche

Im Moment setzt die Wimex Gruppe auf zwei Feldroboter: AgBot erledigt die Arbeiten rund um die Vor- und Nachbereitung der Böden, Robotti kümmert sich um alle Belange der Gemüsepflanzen und befreit sie von Unkraut. Robotti ist etwa 2 Meter hoch, 2 Meter breit und wiegt 1,5 Tonnen – die Maße und das Gewicht sind vergleichbar mit einem Kleinwagen. Der Roboter fährt ungefähr mit Schrittgeschwindigkeit über das Feld. Im Vergleich zu einem Traktor ist Robotti deutlich leichter, schont damit den Boden und verbraucht weniger Treibstoff.

v.l.n.r.: Christian Wolff, Frank Wiedenroth, Prof. Dr. Falko Holz, Gert Zender, Michael Tepfer, Andreas Rößler, Lutz Rüger

Fachlicher Austausch im Gutshaus in Baasdorf